veröffentlicht am 22.02.2024

Wie man mit Musikunterricht die Welt verbessern kann

Michael Seywald hat Vertrauen in das Leben und wir sagen Danke für 25 Jahre Engagement.

Wie man mit Musikunterricht die Welt verbessern kann

Michael Seywald hat Vertrauen in das Leben, hat Gelegenheiten im richtigen Moment beim Schopf gepackt und die Chance gehabt, ein Land in künstlerisch-pädagogischer Sicht zu prägen. Wir sagen Danke für 25 Jahre Engagement. 

Michael Seywald wollte eigentlich Arzt werden, wenn es da nicht den Geige spielenden Onkel aus Deutschland gegeben hätte. „Mein Onkel hat mir etwas auf der Geige vorgespielt und der Klang hat mich ergriffen.” Michael Seywald wollte als Kind aber nie „Berufsgeiger“ werden, genauso wie er auch nicht geplant hatte, Landesdirektor zu werden.

Geprägt von einer Großmutter, die Kunstmalerin war, und dem Onkel der Geiger war, hat sich bei Michael Seywald schon früh eine Leidenschaft für die künstlerische Äußerung entwickelt. Zudem hat er immer gerne unterrichtet, sich weitergebildet und vor allem eine Neugier für gesellschaftliche Entwicklungen gehabt. „Ich denke, dass ich daher ein gutes Gespür für Veränderungen in der Gesellschaft und für Menschen habe und das kam mir in meiner Funktion zugute“, so der scheidende Landesdirektor.

Visionsgeleitet statt problemgetrieben
An der Spitze eines so großen Betriebes war ihm klar, dass es ein Handwerkszeug braucht, um diesen in die Zukunft zu führen. Das ist die „Organisationsentwicklung“ und eine seiner Leidenschaften, die er als Hauptaufgabe betrachtet. „Mir ging es darum, zukunftsfähige Konzepte gemeinsam zu entwickeln und umzusetzen”. Er sagt selbst, dass die Entwicklung im Musikum rasch und gut funktioniert hat, weil er die Grundprinzipien der Organisationsentwicklung nach Fritz Glasl, bei dem er seine Ausbildung absolviert hat, in die Praxis umgesetzt hat. Ein Grundsatz war, Konzepte mit den Mitarbeiter:innen zu entwickeln und „visionsgeleitet“ vorzugehen. „Ich habe gesellschaftliche und politische Veränderungen sehr genau analysiert. Dadurch waren wir meist einen Schritt voraus. Wir haben nicht gewartet, bis der fremdgesteuerte Veränderungsdruck hoch war, sondern aus unserer Verantwortung heraus agiert.” Er betont auch immer wieder, dass es für solch eine Entwicklung ein gutes Team braucht. So hat Christian Türk, der kaufmännische Landesdirektor, eine wesentliche Rolle beim Erfolg gespielt. „Es war eine hervorragende Zusammenarbeit”, wie Seywald sagt.

Eine gute Distanz
Wenn man sich die Zusammenfassung der Ergebnisse seines Schaffens anschaut, bekommt man schnell den Eindruck, dass sein Tag 36 Stunden haben muss. Aber Michael Seywald winkt ab. „Ich beschäftige mich schon seit mehr als 20 Jahren mit Qigong, mit dem auch eine Haltung und eine Lebenseinstellung verbunden ist. Diese Energiearbeit hat mir auch bei meiner Arbeit als Landesdirektor geholfen. Ich kann dadurch die Dinge gelassener sehen und ganzheitlicher betrachten.” Seiner Erfahrung nach ist Qigong für Musiker ideal. Einerseits, weil es das Wahrnehmungsfeld erweitert und andererseits, weil man sich mit Bewegung, Atmung und Spiritualität beschäftigt. Das sind Aspekte, die in der Musik eine große Rolle spielen. Er selbst macht die ersten Qigong-Übungen zwischen drei und vier in der Früh, danach kommt eine Tiefschlafphase. Sein Tag nach dem Aufstehen beginnt mit „Nieren-Qi stärkendem Gehen“ und schließt am Abend mit einer energetischen Meditation. Er sagt, so habe er vieles aus einer guten Distanz sehen können. Ihm ging es darum, Menschen zu motivieren und auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten.

Von der Idee zu tragfähigen Lösungen
Seywald sieht das Leben als stete Entwicklung. Auch im Musikum war es für ihn wichtig, den Entwicklungsprozess zu gestalten, sodass es zu guten, tragfähigen Ergebnissen kommen kann. Organisationsentwicklung ist ein Handwerk. Es hat ihn immer fasziniert, welch tolle Ideen und wie viel Neues in die Welt kommen kann, wenn man Menschen zusammenbringt und eine strukturiert geführte Entwicklungsarbeit macht. Als ein Beispiel nennt Seywald das Konzept für das Mozartjahr 2006. 830 Ideen in einem Entwicklungsprozess mit rund 400 Personen, das hatte schon innovative Kraft. Seine langjährige Erfahrung mit der Gestaltung von Veränderungsprozessen und mit dem Führen eines großen Betriebes wird er weiterhin an der Universität Mozarteum und bei unterschiedlichen Weiterbildungen weitergeben. 

Neugierig und immer lernend
Er selbst beschreibt sich als neugierig im Sinne von wissbegierig, immer lernend und auf der Suche. Eines seiner wichtigsten Mottos ist, keine halben und oberflächlichen Sachen zu machen. Hat er auch nicht, denn die künstlerische und pädagogische Aufgabe war ihm ein Herzensanliegen. „Musikum muss mehr sein, als eine Unterrichtsstunde.“ Es galt für ihn, das Musikum in die Gesellschaft und in das Land hineinwirken zu lassen. Seywald erklärt das praxisorientierte Ausbildungskonzept, mit dem er eine Verbindung zwischen künstlerischem, pädagogischem und gesellschaftlichem Anspruch mit der Organisationsentwicklung verbunden hat, folgendermaßen: Aktivitäten in den Kapellen, in Chören, in der Volksmusik sowie Konzertbesuche oder sonstiges musikkulturelles Engagement wird Schüler:innen als Teil der Ausbildung anerkannt. „Wir stärken mit diesem Konzept kulturelle Entwicklung und das Ehrenamt“.

Die Welt ein Stück verbessern
Dem Visionär ist die gesellschaftliche Entwicklung wichtig. Spaltungen, Intoleranz, Demokratiefeindlichkeit, Hass im Netz sind aus seiner Sicht schädlich, aber beeinflussbar. Er ist durch die Kenntnis von Studien und aus eigener Erfahrung davon überzeugt, dass Musikunterricht Menschen verändert und dass man damit die Welt ein Stück weit verbessern kann. Denn wie er sagt: „Jemand, der zu sich selbst und zu seiner kreativen Energie und zu seinen Emotionen findet und sich selbst gut spürt, verhält sich anders.” Um Musik zu machen, musst du dich mit deinem Körper beschäftigen, dich mit anderen Menschen auseinandersetzen, dein Gehirn fordern und vieles mehr, das ist eine sehr große Lebensschule. Abschließend meint er: „Ich habe Vertrauen in das Leben und kann gut loslassen, wir haben viel gestaltet und viel erreicht. Auch die Unterstützung von der Politik hatte ich bekommen. Damit kann ich zufrieden sein, denn wer hat schon die Möglichkeit, ein Land mitzugestalten? Ich kann da nur schlicht und einfach 'Danke' sagen.”

Die Zukunft kann kommen
In Zukunft wird sich der leidenschaftliche Geiger und Maler wieder mehr seiner Familie und seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit widmen. „Meine Geige wird mich in Zukunft wieder mehr sehen und natürlich wird die Malerei, die mich auch von Kindheit an begleitet hat, wieder mehr in mein Leben treten”, so Michael Seywald zu seinen Zukunftsplänen. Er meint auch strahlend: „Aber vor allem, wenn mich meine Familie, im Speziellen meine Kinder brauchen, werde ich sie unterstützen, wo es geht.” Seine Familie war ihm immer wichtig, denn seine Frau hat ihn unglaublich unterstützt. Jetzt hat er endlich die Zeit, auch sie bei ihren Projekten intensiver begleiten zu können. Von seinen Kindern sagt er: „Ich bin sehr stolz auf meine beiden Töchter, denn – abgesehen davon, dass sie herausragende Musikerinnen und Künstlerinnen sind, haben sie vor allem eine ganz besondere Herzensbildung!”

Seine Botschaft an uns: „Thank you for the music” und „An die Musik” von Franz Schubert.

Wir sagen: „Thank you for the work, the things you´ve been giving. Thanks for all the joy they're bringing.”

made with passion by GO.WEST GO.WEST Communications Gmbh Logo