veröffentlicht am 04.07.2024
Üben ist wie Pflanzen gießen …
… und Pflanzen gehören nun mal auch im Sommer gegossen. Genauso wie unsere Fähigkeiten auch in den Sommerferien gepflegt werden möchten.
Eines ist klar. Die Sommerferien sind zur Erholung, zum Rausgehen, zum Genießen da. Und um es mit den Worten Stefan Zweigs zu sagen: „Auch die Pause gehört zur Musik.” Aber eine andere Sache ist auch klar „…wenn ich einen Tag nicht übe, so merke es am ersten Tage bloß ich selbst, am zweiten Tage merkt es die Kritik, am dritten Tage merkt es das Publikum, und am vierten Tage werde ich ausgepfiffen!”, sind Niccolò Paganini, Anton Grigorjewitsch Rubinstein, Franz Liszt und Ignacy Jan Paderewski überzeugt.
Mit Maß und Ziel
Schaut man sich diese beiden Aussagen an, ist klar, dass es um eine gewisse Kontinuität, aber mit Maß und Ziel geht. Damit man Freude am Musizieren und am Instrument hat, führt kein Weg an ein bisschen Regelmäßigkeit vorbei. Je höher diese ist, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass es leichter wird und wir an ihr festhalten. Man könnte sich das Üben also wie das Gießen einer Pflanze vorstellen. Pflanzen brauchen auch regelmäßig Wasser, damit sie weiterwachsen können. Ohne Wasser kein Wachstum. In unserem Gehirn funktioniert das ähnlich. Ohne regelmäßiges Üben vergessen wir die Fähigkeit, bestimmte Dinge spielen zu können. Machen wir nun also neun Wochen blau bzw. „übefrei”, werden die ersten Wochen des neuen Schuljahrs dafür draufgehen, alte Dinge, die wir bereits mal konnten, wieder aufzufrischen. Und das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass wir keinen Tag freihaben. Im Gegenteil. Unser Gehirn freut sich über Urlaubstage, sofern wir sonst eine gewisse Routine einhalten.
10.000 Stunden Regel
Sicher kennen viele die Studie von Anders Ericsson (basierend auf dem Buch von Malcom Gladwell), aus dem Jahr 2008, in der die berühmte 10.000 Stunden Regel entstanden ist. Demnach braucht es 10.000 Stunden um eine Tätigkeit zu meistern. Das ist jetzt nicht ganz so schnell reingespielt. Außerdem wissen wir heute, dass nicht allein die Zeit ausschlaggebend ist, sondern vor allen Dingen die Qualität des Übens. Im Englischen spricht man von „deliberate practice“ und meint damit, dass beispielsweise ein stumpfsinniges Auf- und Abspielen von Skalen nichts bringt, solange man nicht voll und ganz bei der Sache ist. Hierzu gibt es ein spannendes Podcastgespräch (Podcast-Gespräch mit Prof. Dr. Eckart Altenmüller). Self-regulation ist ein wichtiger Faktor um z. B. einen Übeplan (egal wie lange die Übezeit auch sein sollte, selbst wenn es nur fünf Minuten sein sollten) einzuhalten.
Üben üben
So manche Musiker:innen nehmen ihr Instrument einfach in den Urlaub mit. Schaut man sich aber die beliebtesten Instrumente an, dann merkt man, dass die meisten nicht für draußen geeignet sind. Klavier, Orgel und Keyboard sind sperrig und brauchen oftmals Strom. Das gilt auch für die E-Gitarre. Violine und Querflöte eignen sich zwar von der Größe her für den Transport, sind aber empfindlich. Saxophon, Klarinette und Trompete sind für den Musikverein und die Band geeignet, aber fürs Lagerfeuer? Eher nicht würden wir sagen. Im Artikel „Üben üben!” ist nachzulesen, welche spannenden Möglichkeiten es gibt, an das Übenthema einmal anders heranzugehen. Auch der Podcast „Wie übt eigentlich...?” von Patrick Hinsberger ist eine gute Inspirationsquelle.
Ferientipps und Sommerkurse:
Von Michael Schweighofer, Fachgruppenleiter für Blechblasinstrumente am Musikum, kommt folgender Tipp: „Ich verwende mit meinen Schülern die App ‚Soundcorset‘. Weiters gibt es eine Web-App, ‚sightreadingfactory.com‘, wo man für alle Instrumente Blattlesen üben kann.
Wer von den sehr jungen Schüler:innen in den Sommerferien Lust verspüren sollte, kreativ zu werden und Musizieren, Zeichnen, Ausmalen und Komponieren spielerisch miteinander verbinden möchte, wird im musikalischen Klappbuch „Zauberfiguren“ von Theodor Burkali fündig. Es enthält leichte dreizeilige Melodien, deren einzelne Zeilen durch Umklappen der auseinandergeschnittenen Papierblätter unbegrenzt miteinander kombinierbar sind. In diesem von Tochter Julia hübsch illustrierten Heft ist es lustig zu sehen und zu hören, welche verzauberten Melodien und Figuren entstehen!
Auch das Musikum Malbuch ist immer wieder für zwischendurch zum Ausmalen und Kennenlernen der Instrumente leicht mitzunehmen. Einfach downloaden und losmalen!
Natürlich gibt es für ganz Motivierte wunderbare Kombinationsmöglichkeiten:
www.musikkurswochen.ch: In Arosa werden zum Beispiel über 130 Kurse von Juni bis Oktober angeboten.
In Bad Goisern gibt es den Bläserurlaub und wer z. B. gerne in Deutschland oder Italien jammen möchte, könnte hier richtig sein: https://www.sommermusik.com/
Auch Musiker:innen des Musikum selbst haben Kooperationen im Sommer. Infos dazu findet ihr hier.
Genießt die Ferien, raus ins Freie und ab und zu beim Instrument vorbeischauen hilft!