16. Juni 2025

Sanftes Schlummern mit Musik

Sanftes Schlummern mit Musik

Kann Musik unseren Schlaf positiv beeinflussen? Wissenschaftliche Studien legen das nahe. Die richtigen Klänge können helfen, schneller einzuschlafen und die Schlafqualität insgesamt zu verbessern.

Musik wirkt auf Nervensystem und Gehirn
In unserem Gehirn ist der temporale Cortex für die Verarbeitung von Musik zuständig. Die beruhigende Wirkung von Musik hängt auch mit Gewohnheiten zusammen, wie einige Studien feststellten: Regelmäßiges Musikhören vor dem Schlafengehen kann die Schlafqualität verbessern. „Generell kann man sagen, dass alles, was einem bekannt ist, beruhigend wirken kann. Das kann zum Beispiel auch Hardrock-Musik sein, wenn man mit dieser schon ein Leben lang vertraut ist“, erklärt Prof. Dr. Manuel Schabus, Psychologe, Schlaf- und Bewusstseinsforscher an der Universität Salzburg

Eine kleine Nachtmusik 
Auch gewohnheitsmäßiges Musizieren vor dem Zubettgehen kann hilfreich sein. Untersuchungen des deutschen Musikwissenschafters Dr. Stefan Kölsch zeigten, dass Musik und Musizieren den Parasympathikus aktivieren – jenen Teil des Nervensystems, der für Entspannung und Erholung zuständig ist. Dies führt zu einer Senkung von Puls und Blutdruck sowie zur Reduktion des Stresshormons Cortisol. 

Musik im Ruhepuls-Bereich hören
Eine Untersuchung der University of Sheffield kam zu dem Ergebnis, dass klassische Musik und langsame Instrumentalstücke mit etwa 60 bis 80 Schlägen pro Minute eine beruhigende Wirkung haben. Prof. Dr. Schabus bestätigt: „Taktfrequenzen von 60 bis 80 Schlägen können das Einschlafen erleichtern, denn das ist im Bereich des durchschnittlichen Ruhepulses. Diese Frequenzen sind häufig in der klassischen Musik oder auch bei Naturklängen zu finden.“ 

Trend: Binaurale Beats
Besonders beliebt auf Streamingdienst-Plattformen sind derzeit Playlists mit bestimmten Frequenzen bzw. binauralen Beats. Dabei handelt es sich um eine Art akustisches Phänomen: Hört man auf beiden Ohren zwei leicht unterschiedliche Töne, nimmt das Gehirn die Differenz als einen pulsierenden Ton wahr, der angeblich konzentrationsfördernd oder auch beruhigend wirken kann. Die empirische Beweislage für deren Wirkung ist allerdings eher dünn: „Dass bestimmte Frequenzen zum Beispiel DIREKT für einen Heilungsverlauf förderlich sind, das ist aus heutiger Sicht wissenschaftlich nicht haltbar, aber es ist zugegeben ein aktuelles und viel beachtetes mediales Thema“, so Schabus. 

Trommeln wirkt beruhigend
Resonanzphänomene hingegen seien durchaus belegt. Etwa dass ein monotoner Rhythmus wie zum Beispiel beim Trommeln zu tranceartigen Zuständen führen kann: „Das Gehirn schwingt sich dabei auf den repetitiven und monotonen Rhythmus ein und der präfrontale Kortex kann dadurch Komplexes weniger verarbeiten. Dass kann durchaus beruhigend sein“, so der Schabus.

Der Ton macht die Musik
Obwohl Musik eine vielversprechende natürliche Einschlafhilfe ist, gilt es den individuell richtigen „Ton“ zu finden. So ist es beispielsweise nicht empfehlenswert, Musik mit „Ohrwurm-Qualität“ vor dem Einschlafen zu hören – denn damit kann die Schlafqualität um ein Sechsfaches verschlechtert werden, wie der Schlafforscher Prof. Michael Skullin der Universität Baylor in Texas herausfand. Komplexe Orchesterwerke, die plötzlich mit einem großen Tusch aufhorchen lassen oder auch anregende Hörspiele sind ebenfalls weniger geeignet als Einschlafhilfe: „Das Gehirn ist immer auf der Suche nach Infos, die verarbeitet werden müssen“, erklärt Prof. Dr. Schabus. Also lieber in Ruhe schlafen!

Quellen:
Chen C. et al., Effect of music therapy on improving sleep quality in older adults: A systematic review and meta-analysis. In: Journal of the American Geriatrics Society, Volume 69/7, 2021.
Jespersen K. et al., Musikhören bei Schlafstörungen von Erwachsenen, 2022,https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD010459.pub3/full/de
K. Skullin et al., Bedtime Music, Involuntary Musical Imagery, and Sleep. In: Psychological Science, Vol. 32/7, Juni 2021.
Koelsch, S.: Brain correlates of music-evoked emotions, Nature Reviews Neuroscience 15, 170–180, 2014.
Lang, A., Del Giudice, R., & Schabus, M. (2020). Sleep, little baby: The calming effects of prenatal speech exposure on newborns’ sleep and heartrate. Brain Sciences, 10(8), 511. https://doi.org/10.3390/brainsci10080511
Trahan, T. et al., The music that helps people sleep and the reasons they believe it works: A mixed methods analysis of online survey reports. In: PLoS ONE, https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0206531

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