veröffentlicht am 22.01.2025
Wenn alles aufgeht
Die in Kärnten geborene Musikpädagogin Dr. Ulrike Baumann hat Anfang des Jahres die Leitung des Musikum Oberndorf übernommen. An „Das war schon immer so“ glaubt die neue Direktorin nicht …
Ulrike Baumann ist in Kärnten aufwachsen und hat schon als Kind mit Blockflöte angefangen. „Singen war bei uns in der Familie immer schon wichtig. Wir singen jetzt in meiner eigenen Familie auch alle“, so die neue Direktorin. Eine tolle Lehrerin habe bei ihr vor allem die Freude an Musik geweckt und ihre Eltern haben diese Leidenschaft immer unterstützt.
Klang und Vielfalt
Auf Ulrike Baumann übt die Blockflöte eine ganz besondere Faszination aus. Einerseits hat sie der Klang in den Bann gezogen und andererseits gefällt ihr die Direktheit der Klangerzeugung. „Man kann mit dem eigenen Atem so viel machen und die Vielfalt der Instrumente von der Garklein (16 cm) bis zur Subkontrabassblockflöte (bis zu 3 Meter hoch) ist unvergleichlich.“ Auch, dass vor allem die Alte Musik ein riesiges Repertoire bietet, begeistert sie. In den 1960er- und 1970er-Jahren seien dann auch Avantgarde-Komponist:innen auf die Blockflöte aufgesprungen und es haben sich neue, ganz blockflötenspezifische Spieltechniken entwickelt. Heute gibt es sogar schon eine elektronische Blockflöte, die Elody.
Frei in der Gestaltung
Die leidenschaftliche Flötistin ist nach der Matura zunächst an die Wiener Musikhochschule und dann ans Mozarteum zum Studieren gegangen. „Ich habe Instrumental- und Gesangspädagogik mit Hauptfach Blockflöte und Schwerpunkt Dirigieren gewählt, und weil ich immer mehr wissen will, habe ich parallel dazu Musikwissenschaft studiert.“ Schon zu Hause in Kärnten gab sie bereits ab dem 17. Lebensjahr Blockflötenstunden und tut es auch jetzt noch mit derselben Leidenschaft: „Das Unterrichten ist nach wie vor meins. Man ist so frei in der Gestaltung, kann jede:n Schüler:in anders unterrichten und betreuen, und so viel bewirken!”
Ein klassischer Weg
Nach dem Studium hat sie eine Zeit lang das Veranstaltungsreferat an der Universität Mozarteum geleitet. Aber schlussendlich hatte sie das Gefühl, zu wenig Gestaltungsmöglichkeiten und zu wenig Zeit für ihre eigene Musik zu haben. „Mir ist die eigentliche Musik so abgegangen und dann habe ich klassisch als Karenzvertretung am Musikum zu unterrichten begonnen.“ Wohl ausschlaggebend für den endgültigen Wechsel zum Musikum war die Einladung, das Mozartjahr 2006 landesweit zu koordinieren. In weiterer Folge hat sie viel Projektarbeit und die Begabungsförderung übernommen sowie die Fachgruppenleiter:innen unterstützt.
Freiheit und Vertrauen
Ulrike fasst den Schritt zum Musikum so zusammen: „Am Musikum hat man viel Möglichkeit, sich selbst einzubringen. Man hat viel Freiheit und mir ist immer ein großes Vertrauen entgegengebracht worden.“ Sie findet auch, dass die Kombination von Musikalität und Organisation hier auf fruchtbaren Boden fällt. „Hier sind viele kreative Menschen unterwegs und das braucht manchmal geordnete Bahnen. Da kann ich mich gut einbringen.“ Das Organisatorische gefällt ihr, weil es einen klaren Weg gibt und dann ein Ergebnis. „Vor allem, wenn alles aufgeht“, meint sie schmunzelnd.
Gerne viel Neues
Die Entscheidung, sich für die Direktor:innenstelle zu bewerben, fiel ihr leicht: „Ich wohne in Anthering, meine beiden Töchter sind Schüler:innen des Musikum. Ich selbst leite den gemischten Chor in Anthering, da ist man schnell vernetzt mit anderen Kunst- und Kulturträger:innen“, erzählt die neue Direktorin. Sie geht jeden Tag gerne ins Musikum, das immer noch viel Neues bietet. „Die Lehrer:innen haben mich wohlwollend aufgenommen und meine Sekretärin Frau Paradeiser ist ein Glücksfall.“
Kontakt spüren und Gemeinsamkeit leben
Ulrike Baumann ist froh, weiterhin unterrichten zu können. Für sie ist es wichtig zu wissen, wie das tägliche Geschäft der Lehrer:innen wirklich ist. Der gesellschaftliche Wandel, der Kontakt zu den Eltern, da tut sich wirklich einiges. Sie fasst es so zusammen: „Ich könnte sonst womöglich in zehn Jahren den Lehrer:innen nicht mehr erklären, wie man Elternarbeit macht. Es ändert sich einfach so viel.“ Zur aktuellen Lage erläutert sie, dass es gerade jetzt wieder einen größeren Zulauf gibt. Die Schüler:innen und Eltern schätzen den persönlichen Kontakt, das eigene Tun, das Ensemblespiel und die gemeinsamen Konzerte.
In den Alltag mitnehmen
Ihr großes Ziel für das Musikum Oberndorf ist ein neues Gebäude, um der großartigen Arbeit der Lehrkräfte bestmögliche Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Den Schwerpunkt ihrer Arbeit legt sie auf das Vermitteln von Freude an der Musik und dem Erkennen, wie schön es sein kann, wenn man sich durch das Musizieren selbst ausdrücken kann. „Die Musik zeigt einem, welche Erfolgserlebnisse es geben kann, wenn man dranbleibt. Das kann man sich gut in den Alltag mitnehmen.“ Es geht ihr nicht nur um die großen Talente. Man sollte jede:n Schüler:in individuell sehen. Ihr Motto: „Ein Schüler sollte besser gelaunt aus der Stunde rausgehen als rein.“
Mehr dahinter
Abschließend meint sie: „Es ist eine unglaublich wertvolle Arbeit und ich versuche den Lehrer:innen zu vermitteln, dass es für die Schüler:innen um mehr geht, als nur um Instrumentalunterricht.“ Das Motto „Das war schon immer so …“ gefällt ihr nicht, denn wenn man selbst von etwas überzeugt ist und dranbleibt, kann man viel daraus machen. Auf die Frage nach der Freizeit schmunzelt sie: „Ich bin leidenschaftliche Chorleiterin, ich singe selbst in dem Kammerchor KlangsCala des Musikum und mache zum Ausgleich Yoga. Lesen und Reisen, wenn es sich ausgeht.“
Wir wünschen Frau Dr. Baumann, dass ihre Leidenschaft weiterhin für Musik und Organisation brennt und natürlich, dass der Wunsch nach einem neuen Gebäude in Erfüllung geht!
Foto Dirigierwoche: Copyright CVS Klinger