veröffentlicht am 22.03.2023
Johannes Hofbauer - zum Fagott spielen geboren
Johannes Hofbauer, einst Musikumschüler, heute Fagottist bei den Münchner Philharmonikern und ein Mann, der vor musikalischen Ideen nur so sprudelt.
Begonnen hat alles in Mattsee, als Johannes mit dem ersten Instrument, der Blockflöte begann. Im ersten Jahr noch bei Monika Radauer, wechselte er im zweiten Jahr zu Gerti Hollweger. Johannes meint heute: „Als ich Gerti zum ersten Mal gesehen habe, war mir noch nicht bewusst, dass sie mich mein ganzes Leben lang begleiten wird.” Denn wie es der Zufall will, unterrichtet Gerti Hollweger nicht nur Blöckflöte, sondern auch Fagott. Sie zeigte ihm ein Mundstück – das sogenannte Rohr – und zum ersten Mal ein Fagott, das für Johannes „Liebe auf den ersten Blick war. Die Eltern kauften ihm im Alter von acht Jahren das erste Kinderfagott am Musikum, ein Fagottino.
Lernjahre
Mit neun Jahren nahm er das erste Mal an „Prima la musica” teil. Sein Juror, der Johannes auch gleich zum Bundeswettbewerb schickte, war kein geringerer als Richard Galler, der zehn Jahre später sein Professor an der Uni in Wien wurde. Johannes blieb bei Gerti Hollweger bis zum Abschluss am Musikum. „Gerti ist ein Traum für jeden Schüler, sie ist nicht nur eine fantastische Pädagogin, sondern wie eine große Schwester, eine Freundin und Mentorin. Sie fördert, fordert und unterstützt weit über das Maß einer Musikschullehrerin hinaus. Ihre Begeisterung für Musik und ihre Leidenschaft sind einfach ansteckend.” Nach dem Abschluss geht es klassisch zum Bundesheer und zur Militärmusik. Parallel nimmt Johannes Unterricht am Mozarteum und wechselt 2007 an die Universität für Musik und darstellende Kunst nach Wien. „Die Zeit in Wien war das größte Glück für mich. Richard ist ein unglaublicher Musiker und wie Gerti ein ganz wunderbarer Mensch und Pädagoge. Wir haben uns damals alle in der Klasse gepusht und unterstützt. Es war nie Eifersucht und Neid, sondern immer ein freundschaftliches und menschliches Miteinander, wir sehen uns auch heute noch.”
Musik und Leistungssport
Nur zwei Jahre später gewinnt er die Akademiestelle der Münchner Philharmoniker, eine Stipendienstelle mit Dienst im Orchester, aber auch zusätzlichem Unterricht am Instrument und in Atemtechnik, Mental- und Probespieltraining. Danach ging es nochmal für einige Jahre nach Wien. Johannes meint zu dieser Zeit: „Ich wollte mich noch einmal weiterbilden, mehr Vertrauen in meine musikalischen Fähigkeiten bekommen.” Mit dem Bläserquintett Webern Wind Quintet, bei dem er Gründungsmitglied ist, gelang ihm das auch. Als Botschafter des österreichischen Außenministeriums bereiste das Ensemble viele österreichische Kulturforen auf der ganzen Welt (Teheran, Tokyo, New York, Ottawa …). „Das waren so schöne kammermusikalische Erfahrungen, da hat sich meine Liebe zur Kammermusik entwickelt.” Johannes legt sich auch Methoden zu, um mit dem Druck nun folgender Probespiele umgehen zu können, im richtigen Moment 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit abrufen zu können. „Das ist wichtig in einem Musikerleben und wird in der Ausbildung leider immer noch unterschätzt. Mental ist das mit dem Druck im Leistungssport vergleichbar,” meint Johannes nachdenklich.
Üben zahlt sich aus...
Auf sein Probespiel 2016 bei den Münchner Philharmonikern bereitete er sich wie auf Olympische Spiele vor. Nichts dem Zufall überlassen, Unterricht nehmen bei unterschiedlichen Professoren, Simulieren der Stresssituation, „Probespiel“, Rückmeldung einholen. Die perfekte Vorbereitung hat sich schließlich ausgezahlt: „Für mich ist die Stelle in München wie ein Lottogewinn. Ich kann die Arbeit von Mattsee meiner Heimat aus bedienen. Ich arbeite mit wunderbaren Kolleg:innen zusammen und bin mit 35 Jahren schon fast der Älteste in einer einzigartigen Fagottgruppe, sowohl was die musikalische als auch die menschliche Seite anbelangt.”
Johannes resümiert über seine Anfänge und seine Karriere: „Das Üben hat nicht immer Spaß gemacht als Kind, irgendwann hat sich das aber automatisiert. Wenn man merkt, dass es nicht umsonst ist, fängt es an, Sinn und Spaß zu machen. Dass schlussendlich daraus mein Beruf werden durfte, ist für mich das größte Geschenk”. Und stolz ergänzt er: „Und das Allergrößte sind natürlich meine beiden Jungs mit drei und fünf Jahren und meine bezaubernde Frau, selbst Oboistin, die mich immer unterstützt und alles mitträgt.“
Wer Johannes spielen hören und sehen möchte, hat hier die Gelegenheit dazu:
Im Orchester der Münchner Philharmoniker mit Maestro Zubin Mehta und Rudolf Buchbinder.
Mit der Cellistin Zsofia Günther-Meszaros und dem Cembalisten Johannes Maria Bogner im Rahmen einer Aufnahme für die Diplom-CD an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien:
Mit seinen Fagottkollegen und –freunden der Münchner Philharmoniker Raffaele Giannotti und Romain Lucas im Rahmen der Orgelkunst Ziersdorf 2022, Livemitschnitt von radio klassik Stephansdom: