17. Juni 2025
Was passiert eigentlich in einer Musikstunde?
Anders als im schulischen Unterricht stehen bei einer Musikstunde die Schüler:innen individuell oder das Ensemble im Fokus. Das Geheimnis guten Unterrichts liegt in einer guten Beziehung.
Startvorteil: Intrinsisches Interesse
Hier haben Musikpädagog:innen einen kleinen Vorteil gegenüber Regelschullehrer:innen: In den meisten Fällen kann davon ausgegangen werden, dass die Kinder von sich aus das Instrument oder den Gesang erlernen möchten. Vor dem ersten Unterricht ist die Aufregung groß, Instrument und Zubehör wurden angeschafft – es kann losgehen!
Auch hier gibt’s Grundlagen
„Der Basisunterricht, die ersten Schritte sind sehr grundlegend. Hier haben Lehrende verschiedene Methoden, manche arbeiten mehr intuitiv, andere nach einer Schule, einem bestimmten Lehrbuch. Je nach Alter der Anfänger:innen versucht man, ganzheitlich heranzugehen. Ein Kinderlied zum Beispiel wird zuerst mal gesungen oder geklatscht. Man versucht, je nach Instrument bestimmte Inhalte aus der Elementarbildung in den Einzelunterricht zu übernehmen“, erzählt Andrea Stöger MA MA, Fachbereichsleiterin für Zupfinstrumente und der Musikum-Akademie für Begabtenförderung sowie Harfenistin.
Lernprozess mit Freude
Die richtige Körper- und Handhaltung oder richtige Atemtechniken müssen ebenfalls verinnerlicht werden – denn sie begleiten Musizierende bei jeder Note. Das Erlernen des Instruments erfolgt letztlich am Stück selbst und Schritt für Schritt, so Stöger. „Jedes Stück hat eine bestimmte Thematik, so lernt man nach und nach neue Töne, aber auch das Notenlesen.“ Die Herangehensweise bei Lernenden unterscheidet sich letztlich auch nicht so sehr bei Kindern und Erwachsenen, mit einem kleinen Unterschied: „Erwachsene Anfänger:innen erfüllen sich damit oft einen Kindheitstraum und haben bestimmte Vorstellungen und Erwartungshaltungen. Das kann auch hinderlich sein“, erklärt Stöger augenzwinkernd. „Kinder hingegen lernen noch mehr aus dem Bauch heraus, mit mehr Spiellust und Freude. Sie lassen sich mehr darauf ein.“
Die Schüler:innen abholen
Zu Unterrichtsbeginn geht’s erst einmal um das Persönliche: Man arbeitet ganz wesentlich mit der Beziehung, die man zu den Schüler:innen aufgebaut hat. Hier geht es darum, sie ankommen zu lassen. Begonnen werden kann etwa mit einer Aufwärmphase, dem Spielen eines Stückes, oder aber auch mit einer Körperübung. Dann wird das aufgegebene Stück vorgespielt und am Vortrag des Stückes, an weiterführenden Lösungen oder dem Ausdruck gefeilt. Das Vor- und Nachspiel sind sehr wesentliche Punkte der Musikstunde, denn gelernt wird am Modell des Lehrers oder der Lehrerin. „In der Stunde geht es sehr viel um das Begleiten des Übens. Als Lehrende zeigen wir Möglichkeiten auf, wie man zu Hause weiterarbeiten kann. Das ist unsere wichtigste Aufgabe: Die Selbstwirksamkeit stärken und Übetipps und -tricks zu geben“, so Stöger. Denn eine Einzelunterrichtseinheit pro Schüler:in beträgt zu Beginn oft nur 30 Minuten. Die meiste Zeit wird mit dem Instrument alleine gearbeitet, wobei auch hier schon Apps zum Einsatz kommen oder digitale Hilfsmittel angeboten werden. Neben dem Einzelunterricht sind Gruppenunterricht und Ensemblespiel oft sehr hilfreiche und abwechslungsreiche Formen des Unterrichts, viele Inhalte können in Gruppen sogar besser vermittelt werden. Am Musikum haben wir zudem die Möglichkeit des flexiblen Unterrichts, damit ergeben sich für den Lehrerenden viele Möglichkeiten in unterschiedlichen Konstellationen die Einheiten zu gestalten. Der große Vorteil für die Schüler:innen liegt darin, dass sie am Ende sogar mehr Unterrichtszeit erhalten.
Begabtenförderung beginnt beim Lehrenden
In Sachen Begabtenförderung liegt es vor allem an den Musikpädagog:innen, Talent und Leistungsbereitschaft ihrer Schützlinge zu erkennen – sie sind die Talente-Scouts. Dann können Schritte zur Förderung gesetzt werden: etwa längere Unterrichtseinheiten, gemischter oder gemeinsamer Unterricht in Ensembleformationen, den Schüler oder die Schülerin zur Wettbewerbsteilnahme ermutigen, mit der richtigen Literatur begleiten oder auch mit zusätzlichen Kursen. „Unsere Akademie für Begabtenförderung bietet auch Kurse für Bühnen- und Mentaltraining. Damit kann optimal die Entfaltung des Potenzials gefördert werden – ein bisschen so wie im Spitzensport“, erklärt Andrea Stöger abschließend.