veröffentlicht am 23.10.2024

Von Dirigentinnen, Chor- & Kapellmeisterinnen

Immer mehr Frauen dirigieren Salzburgs Kapellen, Chöre und Orchester. Wir werfen einen Blick in die Szene und auf die Kapellmeisterausbildung des Musikum.

Von Dirigentinnen, Chor- & Kapellmeisterinnen

Bis eine Dirigentin, Kapellmeisterin oder Chorleiterin vor einer Blasmusikkapelle oder einem Chor steht, verlaufen ihre Wege unterschiedlich. Manchen ist ihr Weg dorthin schon immer klar gewesen. So erzählt Antonia Hammerschmid aus der Musikkapelle Leogang, dass ihr Papa Kapellmeister sei und sie schon als Kind gewusst habe, einmal die Kapellmeisterausbildung zu machen. Stefanie Hallinger von der Trachtenmusikkapelle Altenmarkt hat einen ähnlichen Zugang: „Bei uns am Küchentisch wird relativ viel über ‚die Musi‘ geredet. Und da der Papa auch Kapellmeister ist, möchte ich in einer Sache ein bisserl gescheiter sein als er.”

Viele Stationen
Der Werdegang der Schweizer Dirigentin Isabelle Ruf-Weber, die heuer das Benefizkonzert des Sinfonischen Blasorchesters Pongau dirigiert, führte über mehrere Stationen. Nach dem Erwerb des Primarlehrerpatents begann sie 1985 mit der hauptberuflichen Ausbildung zur Blasorchester-Dirigentin an der „Hochschule Luzern – Musik“. 1989 schloss sie ihre Studien mit dem Erwerb des Dirigierdiploms mit Auszeichnung ab. Danach folgten ein Studienaufenthalt an der University of Michigan (USA) im Hauptfach Dirigieren, die Ausbildung zur Kapellmeisterin bei Sylvia Caduff in Luzern, der Besuch zahlreicher Meisterkurse im Ausland und ein einjähriger Nachdiplomkurs für Orchesterdirigieren an der Zürcher Hochschule der Künste bei Johannes Schlaefli.

Mehr Selbstbewusstsein
Die Kapellmeister- und Chorleiterausbildung am Musikum Salzburg dauert drei Jahre und ist eine Kooperation von Musikum und Salzburger Chor- und Blasmusikverband. Lydia Grissenberger, nicht nur frischgebackene Chorleiterin, sondern auch frischgebackene Mama, gibt uns einen Einblick in ihre Erfahrungen: „Mir hat die Ausbildung Spaß gemacht, es war immer eine Vorfreude auf den nächsten Mittwoch. Natürlich war manchmal auch ein bisschen Aufregung und Anspannung dabei, wenn ich etwas Neues vorbereiten musste. Es war aber immer eine freudige Anspannung, weil der Rahmen so fein war und das Dazulernen für mich im Vordergrund gestanden ist. Ich war acht Wochen in Mutterschutz und bin dann wieder eingestiegen. Auch das ist super gegangen, weil mein Mann und unsere kleine Tochter den gemeinsamen Abend bestens gemeistert haben. Mit der fertigen Ausbildung bin ich als Chorleiterin selbstbewusster geworden. Ich arbeite nicht mehr nur intuitiv, sondern ich weiß jetzt einfach, ich habe das gelernt. Mit diesem Bewusstsein ist es eine fundiertere Herangehensweise. Vieles musste ich mir vor der Ausbildung genau durchüberlegen und jetzt geht es aus dem ff.”

Soziales Gespür und Sprache
Neben dem Dirigieren an sich ist vielseitiges Wissen gefragt: von Harmonielehre und Gehörbildung bis zur Instrumentenkunde und zum Partiturstudium. Das Wichtigste ist aber das soziale Gespür. „Man hat alle Gesellschaftsschichten in der Blasmusik. Da ist es wichtig, dass man eine gute Sprache wählt. Da ist es wichtig, dass man sozial kompetent ist”, so Klaus Vinatzer, Direktor des Musikum Bischofshofen/ St. Johann und Landeskapellmeister-Stellvertreter in Salzburg. Johanna Stofferin von der Bürgermusik St. Johann im Pg. erklärt es so: „Du lernst ja nicht nur Instrumente zu dirigieren, sondern auch die Menschen dahinter.” Katarina Schoisswohl von der Trachtenmusikkapelle Flachau betont: „Du musst zuerst einmal damit fertig werden, vorne zu stehen und von jedem angeschaut zu werden.” Die Ausbildung erfordert es auch, über den eigenen Schatten zu springen und sich selbst aus der Komfortzone zu bringen. 

Immer mehr Damen
Während die Zahl der Musikerinnen in den Blasmusikkapellen steigt, sind Kapellmeisterinnen eher eine Rarität. Sieben aktive und zwölf stellvertretende zählt der Verband. „Noch” sagt Klaus Vinatzer und ergänzt: „Es hat sich in den letzten Jahren erfreulicherweise so entwickelt, dass immer mehr Damen sich für die Kapellmeisterausbildung interessieren.” So erzählt Magdalena Huber, seit Juli Chorleiterin: „Für mich war das Vor-dem-Chor-stehen, sich weiterentwickeln und Selbstbewusstsein bekommen im Vordergrund. Auch die Tipps und Tricks, die ich mitnehmen konnte, waren sehr wertvoll. Schön war natürlich auch, dass man von den Beobachtungen in der Runde viel lernen kann. Ich wende das Gelernte tagtäglich bei meinen Schüler:innen an.” Nicht jede Absolventin der Ausbildung leitet einen Chor, eine Kapelle oder dirigiert ein Orchester. Aber für alle ist es eine enorme persönliche Bereicherung und eine wunderschöne Erfahrung, wenn ein großer Klangkörper richtig schwingt. Zwei schon tätige Chor- und Kapellmeisterinnen möchten wir Ihnen näher vorstellen. Beide sind davon überzeugt, dass sich die Ausbildung nicht nur musikalisch ausgezahlt hat. Vor allem für die persönliche Entwicklung sei es ein zentraler Schritt.  
Laura Lebesmühlbacher und
- Bernadette Grömer

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