20. Mai 2025
Musik zu unterrichten bedeutet, Spuren zu hinterlassen
Musikpädagog:in zu sein ist weit mehr, als Noten und Technik zu vermitteln – es ist ein Beruf, der Herz, Hingabe und Empathie erfordert. Oft ergeben sich lebenslange Freundschaften.
„Ich war nie nur Lehrer, sondern immer auch aktiver Musiker“, erzählt der langjährige Cellist und Musiklehrer Detlef Mielke. „Das war mir immer besonders wichtig. Man soll auch tun, worüber man spricht. Zwei Berufe zu haben ist zwar nicht immer stressfrei, aber sehr befruchtend, denn ich gehe inspiriert vom Musizieren in den Unterricht und umgekehrt“, erzählt der seit 1996 am Musikum Salzburg unterrichtende Musiklehrer.
Kein typischer 9-to-5-Job
Musikpädagog:innen sind neben der Lehrtätigkeit oft noch selbst als Musiker:in tätig. Der Vormittag besteht aus Vor- und Nachbereiten des Unterrichts für die Schüler:innen am Nachmittag: Auswahl der Notenliteratur, je nach Level vom elementaren Musizieren über das Erlernen von neuen Techniken bis hin zu Wettbewerbs- oder Konzertvorbereitung. Ist man selbst auch noch in Orchestern, Ensembles oder auch solo aktiv, so heißt es am Vormittag auch selber üben für die Auftritte. Nicht immer ist Feierabend, denn Konzerte und Aufführungen finden oft abends oder an Wochenenden statt.
Reicher und bereichender Beruf
Die Balance und Logistik zwischen eigener künstlerischer Tätigkeit und Unterricht, der zunehmende Zeitdruck bei Kindern und Jugendlichen, der Anspruch an Motivation ohne ständigen Leistungsdruck bei konstant steigendem künstlerischem Niveau ist herausfordernd. „Man muss bedenken, dass wir für viele Kinder und Jugendliche oft die einzige erwachsene Person neben den Eltern sind, mit denen sie wöchentlich eine Unterrichtseinheit im engeren Austausch alleine verbringen. Da entstehen natürlich persönliche Verbindungen“, erzählt Mielke. Diese Nähe verlangt aber auch viel – emotionale Intelligenz, Flexibilität, die Fähigkeit, individuell auf das Gegenüber einzugehen. Musiklehrende begleiten ihre Schüler:innen oft viele Jahre, werden Vertrauenspersonen, später sogar ihre Mentor:innen, wenn sie Profikarrieren eingeschlagen haben.
Beruf und Berufung verschmelzen
Mielkes Weg in die Musikpädagogik war ein gewachsener: Nach dem Studium am Mozarteum und in der Schweiz folgten Jahre in der freien Musikszene – als Solocellist, in Ensembles, in Duos. Das Unterrichten kam später dazu, zunächst als ergänzende Sicherheit, entwickelte sich aber schnell zur echten Berufung. „Meine Professor:innen haben es mir das auch so vorgelebt. Ich hab’ studiert bei Musiker:innen im Konzertleben, die haben mir das so als Vorbilder weitergegeben.“ So will auch er das seinen Schüler:innen weitergeben, wenn er sie für diesen Beruf gewinnen möchte.
„Handwerk“ wird weitergegeben
Auch Markus Pronebner, Trompeter, ehemals langjähriges Mozarteumorchester-Mitglied und seit 1988 Lehrer am Musikum, hat viele seiner Schützlinge vom ersten Ton bis zur Profikarriere begleitet. Er lernte zuerst bei seinem Vater und Kapellmeister Trompete, bevor er bei Johann Spitzer am Musikum Salzburg Unterricht nahm. Auch bei ihm war es der Lehrer, der ausschlaggebend war für eine eigene Karriere als Musiklehrer: „Er war eine absolute Respektperson, aber sein Unterricht war so motivierend und genial. Das war für mich die Zündung und hat mich auf die Schiene für Studium und Beruf gebracht.“
Langjährige Freundschaften
Sowohl Mielkes wie Pronebners Abgänger:innen sitzen heute zum Teil in internationalen Orchestern, haben Professuren inne oder sind erfolgreiche Solist:innen. „Es ist sehr berührend, im Publikum eines ehemaligen Schützlings zu sitzen“, erzählt Mielke. Und auch für Markus Pronebner ist es ein schönes Gefühl, wenn ihn ehemalige Schüler:innen heute anrufen, um sich einen Rat zu holen. „Interessanterweise passiert das oft dann, wenn es mal wo hakt oder sie wo nicht weiterkommen – das ist schon ein sehr schöner Vertrauensbeweis“, so der Trompeter.
Viel mehr als Fachvermittlung
Für beide Lehrer und selbst leidenschaftlichen Musiker ist der Beruf trotzdem Quelle der Erfüllung. Sie sprechen viel von Herz, Gefühl, Empfinden und Ausdruck, wenn sie von ihrem Beruf erzählen. Musikunterricht kann für sie nur im persönlichen Austausch gelingen, denn so stecken sie mit ihrer Begeisterung und Leidenschaft auch den potenziellen Lehrer:innennachwuchs an: „Musik hat immer etwas mit Bewegung, Atmen und Ausdruck zu tun, das kann eine KI nicht ersetzen,“ meint Detlef Mielke. Denn, wie Markus Pronebner meint: „Musik ist einfach alles.“