veröffentlicht am 06.07.2023
Sonst geht es nur im Schneckentempo
Tomoko Sato ist Profimusikerin und spielte unter anderem mit dem Mozarteum-Orchester, der Camerata Salzburg, den Münchner Symphonikern und dem Symphonieorchester St. Gallen (CH). Sie ist Querflötenlehrerin am Musikum, leitet das Flötenorchester am Musikum und unterrichtet gerne mit Geschichten.
Die in Japan geborene Profimusikerin Tomoko Sato ist Querflötistin mit Leib und Seele. Eine Perfektionistin, die immer an sich arbeitet sowie an ihrer Technik feilt, ist sie ein Mensch, der immer Wege sucht, wie das Üben mehr Spaß machen kann. Denn, so sagt sie selbst: „Üben ist manchmal anstrengend, aber wenn man sich einmal hingesetzt hat, dann ist die Zufriedenheit danach umso größer!” Sie hat schon von klein auf Blockflöte gelernt, hatte auch Klavierunterricht und hat viel Ballett getanzt. Aber als sie sich mit 14 entscheiden musste, ob sie Ballett oder Querflöte professionell ausüben will, hat sie sich ganz klar für Querflöte entschieden.
Von geheimen Tricks und Geschichten
Tomoko Sato beschreibt sich als „minimal mitmachend”, sie sucht immer die effizientesten Wege, um zum größten Erfolg zu kommen, so auch beim Üben. Sie bringt ihren Schüler:innen bei, sich Storys hinter der Musik vorzustellen. „Ich bereite sie so gut wie möglich sowohl auf Bühnenpräsenz als auch darauf vor, wenn man beim Üben einmal keine Lust hat. Denn ich kenne das von mir”, meint sie schmunzelnd. Wenn man sich eine Story zur Musik vorstellt, ist es so, als würde man die eigene Story musikalisch erzählen, es wird zum eigenen Stück. Dann macht es einfach mehr Spaß. Außerdem ist dieser Trick sozusagen die Grundlage der Musikanalyse. Welche Charaktere hat das Thema, das Seitenthema oder ein einzelnes Motiv? Alles, was den Schülern spontan einfällt, ist instinktiv richtig. Ihr geheimer Entwicklungstrick ist auch das Vorspielen. „Bei mir geht es nicht ohne Vorspielen, denn beim Vorspielen merkt man sofort, wo die Schwachpunkte sind. Je mehr Schüler:innen auftreten, desto schneller werden sie besser, sonst geht es nur im Schneckentempo. Die Korrepetition, das Proben im Ensemble, der Auftritt vor Publikum und das gemeinsame Spielen beflügeln den Lernprozess.”
Der Sinn macht die Musik
Tomoko Sato hat gerade das „Konzert für Nicht-Hörende und Hörende im Steintheater organisiert und erzählt: „Vor allem wenn man mit Kindern arbeitet, kann man beobachten, dass der Sinn die Musik macht.” Kinder, die z. B. bei einem Benefizkonzert spielen, sind stolz, dass sie nicht nur für sich selbst geübt und gespielt haben. Sie lernen, dass sie durch Musik etwas bewirken können, wie z. B. mit den Benefizkonzerten für die Kinder-Tsunamiopfer Japans. Die Kinder haben Rückmeldungen aus Japan bekommen und real erkannt, wieviel sie mit ihrer Musik bei den Opfern bewirken konnten. Auch das Trommelkonzert für Nicht-Hörende und Hörende hat einen unglaublichen Mehrwert, ist Tomoko Sato überzeugt, denn Kinder und Jugendliche aus ihrem Flötenorchester lernen so viel über gehörlose Menschen. Die ausgewählten Stücke sind von gehörlosen Komponisten (Smetana und Faurè) und eine Gebärden-Dolmetscherin übersetzt die Lieder, während die Sängerin singt. Auch die optischen Effekte durch die Bewegungen der Trommler machen es für gehörlose Menschen leichter die Musik zu empfinden: „Die japanischen Trommeln sind extrem gut für gehörlose Menschen geeignet, weil man den tiefen Luftdruck in der Lunge über die Knochenvibration spüren kann”, erklärt Sato.
Computerspiele und das Grün der Pflanzen
„Darf ich als Musiklehrerin erzählen, dass ich zur Entspannung Computerspiele liebe”, fragt mich die Querflötistin und erzählt, dass vor allem Instrumentalist:innen immer wieder an ihre Grenzen kommen, denn sie üben alleine, und das ist nicht immer einfach. Da heißt es, gute Strategien zur Entspannung zu entwickeln. Tomoko Sato liebt es, Computerspiele zu spielen und Pflanzen zu züchten. „Ich kann das Grün der Pflanzen stundenlang beobachten, da kommen mir immer neue Ideen, wie ich meine Technik halten oder verbessern kann oder wie ich einem Schüler neue Impulse geben kann.”
Wir freuen uns auf ganz viele neue Impulse im nächsten Semester und neue Geschichten, die zum Üben inspirieren!
Lieblingsmusik:
Tomoko Sato liebt alte Musik jeder Kultur, sie sagt: „Alles bis zur Barockzeit fasziniert mich.”
Zwei Beispiele ihrer Lieblingsstücke:
1. Älteste heute noch praktizierende Orchester Gagaku (9. Jh Japan)
2. Monteverdi L’Orfeo (17. Jh Italien)
Fotos: Marina Doumaki